Fische

Verortung

Im Bereich der Diemel wurden mehrere Fischbestandserhebungen im Rahmen unterschiedlicher Projekte der Universität Kassel („A River Runs Through It“ in 2015 und „Stadt.Land.Fluss. 2.0“ in 2020), sowie der Wasserrahmenrichtlinie in 2019 durchgeführt. In den letzten Jahren wurden insgesamt fünf Probestellen untersucht, die in Abbildung 1 verortet sind.

Abb. 1 Verortung der Probestelle

Alle Probestellen befinden sich in der sogenannten „Unteren Forellenregion“. Die Bachforelle gilt als Leitart für diese Fischregion und die Begleitarten sind: Bachneunauge, Groppe, Schmerle und Elritze.

Elektrobefischung und Bestandserhebung

Elektrobefischungen werden für Bestandsaufnahmen bzw. Bestandskontrollen eines Gewässerabschnitts angewandt. Hierbei wird entgegen der Strömung mit einem Elektrofanggerät ein Gleichstrom durch das Wasser geleitet. Die Fische schwimmen zur Anode und können somit leicht mit einem Kescher entnommen werden. Anschließend werden sie gewogen, gemessen und zurück ins Wasser gesetzt.

Ziel der Erhebung ist es, einen Überblick über die Artenzusammensetzung, Erkenntnisse zur Reproduktion und die Dichte der Fischarten in ihren jeweiligen Habitaten zu bekommen. Als Habitate bezeichnet man die verschiedenen Lebensräume in einem Gewässerabschnitt. Dabei sind die Uferbereiche eher strömungsberuhigt, während das Gewässer im mittleren Bereich schneller fließt. Dies hat Auswirkungen auf den Artenbestand in den jeweiligen Bereichen und ist für die Bestandserhebung sehr wichtig, da jede Fischart unterschiedliche Anforderungen an ihren Lebensraum stellt. Auf den abgebildeten Karten sieht man die einzelnen Habitate der beiden Probestellen. Anhand der Bestandserhebung konnten beispielsweise erstmalig Jung-Äschen und sehr viele Bachneunaugen festgestellt werden. Außerdem konnte bei den kürzlich durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen in fast allen neu entstandenen Bereichen eine Fischbesiedelung festgestellt werden.

Abb. 2 Habitateinteilung Probestelle 1

Abb. 3 Habitateinteilung Probestelle 2

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Fischbestandserhebungen der unterschiedlichen Probestellen wurden miteinander verglichen, um Aufschluss darüber zu erlangen, inwieweit sich die Fischbestände im Laufe der Zeit verändert haben. So konnte festgestellt werden, dass, im Gegensatz zu vorangegangenen Befischungen, an Probestelle 1 im Jahr 2020 Jung-Äschen gefunden wurden. Darüber hinaus wurden zahlreiche Bachneunaugen gefunden, die zuvor nur in geringer Anzahl im Gewässer auftraten. Weitere Begleitarten der Forellenregion, wie Elritze und Schmerle, fehlen sowohl 2020 als auch in den vorherigen Jahren.

Abb. 4 Prozentuale Verteilung der Fischarten der Probestelle 1 aus dem Jahr 2020

Besonders interessant sind die Ergebnisse der Probestelle 2, da diese Aufschluss darüber geben, inwieweit die kürzlich durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen der Diemel bereits einen Effekt auf die Fischbestände hatten. Man kann einen großen Unterschied in der Artenzusammensetzung erkennen. So machte beispielsweise im Jahr 2015 die Bachforelle mit Abstand den größten Anteil der Fischpopulation aus, gefolgt von einem geringen Anteil Groppen und Bachneunaugen. Ein gänzlich anderes Bild zeigt sich im Jahr 2020. Die Hälfte der gefangenen Fische sind Bachneunaugen. Außerdem sind einige Fischarten hinzugekommen: Kaulbarsch, Flussbarsch, Elritze und Äsche. Besonders erfreulich sind die Funde der Äschen und Elritzen, da es sich hier um Erstnachweise handelt.

Abb. 5 Prozentuale Verteilung der Fischarten der Probestelle 2 aus dem Jahr 2020

Altersstruktur der Fische und ihre Bedeutung

Mit Hilfe der Körperlänge im Verhältnis zur Anzahl der jeweiligen Arten ist es möglich, Aussagen über die Altersstruktur der Fischbestände zu treffen. Im Vordergrund stehen hierbei die Jungfische im Alter von 0 bis 1 Jahr, da diese eine Einschätzung des Fortpflanzungserfolges einer Art zulassen. Es ist wichtig, dass genügend Nachkommen einer Art vorhanden sind, damit ihre Population langfristig gesichert ist. Außerdem sind Jungfische besonders stark auf günstige Lebensraumbedingungen angewiesen, woraus man Rückschlüsse auf die Gewässerstruktur und -qualität ziehen kann. Veranschaulicht werden die Ergebnisse der Probestelle 1 und 2 von 2020 in einem sogenannten Längen-Frequenz-Diagramm.

Auf dem Längen-Frequenz-Diagramm zur Probestelle 1 (siehe Abb. 4) ist eine natürliche Alterspyramide der Bachforellen, mit einer hohen Anzahl an Jungfischen, zu erkennen. Außerdem konnte auf Grund der kurzen Körperlänge festgestellt werden, dass sich die Äschen in einem jungen Alter befinden.

Abb. 6 Längen-Frequenz-Diagramm der Probestelle 1 aus dem Jahr 2020

Die Altersverteilung der Probestelle 2 (siehe Abb. 5) weist ein ähnliches Bild bei den Bachforellen auf, wobei hier im Vergleich etwas weniger Jungfische vorhanden sind. Auch bei den Äschen kommen Jungfische vor.

Abb. 7 Längen-Frequenz-Diagramm der Probestelle 2 aus dem Jahr 2020

Fischdichte der Habitate

Die Fischdichte wurde für die einzelnen Habitate berechnet, hierbei wird die Anzahl der erfassten Fischarten durch die Fläche des Habitats geteilt. Die Fischdichte gibt Aufschluss über die Verteilung der jeweiligen Arten in einem Gewässerabschnitt. Wie man anhand der beiden Darstellungen und der Karten zu den Probestellen 1 und 2 erkennen kann, verteilen sich die Bachneunaugen und Groppen vor allem auf die strömungsberuhigten Bereiche am Ufer. Die Bachforellen sind eher in den strömungsintensiven Bereichen zu finden.

Abb. 8 Fischdichte pro Habitate der Probestelle 1 aus dem Jahr 2020

Abb. 9 Fischdichte pro Habitate der Probestelle 2 aus dem Jahr 2020