Die Diemel

Gewässer

Auf einer Länge von 110,5 km fließt die Diemel durch die beiden Bundesländer Hessen und Nordrhein-Westfalen. Sie entspringt im hessischen Rothaargebirge bei Willingen-Usseln. Auf ihrem Weg durchfließt sie den Stausee „Diemelsee“ und kommt an den Städten Marsberg, Warburg und Trendelburg vorbei, bevor sie bei Bad Karlshafen linksseitig in die Weser mündet. Das Einzugsgebiet der Diemel beträgt rund 1.762 km², wobei sich der mit 70% größte Flächenanteil in Hessen befindet. Als Einzugsgebiet bezeichnet man die Fläche, die ein Flusslauf inklusive seiner Ufer, Flussauen und Nebenflüsse einnimmt.1 2 3 Aufgrund ihrer vielfältigen Gewässerstruktur bietet die Diemel vielen unterschiedlichen Arten einen Lebensraum.

Das Projektgebiet liegt südlich von Marsberg in Nordrhein-Westfalen. Hier befindet sich die Diemel (gemäß der Wasserrahmenrichtline WRRL) abschnittsweise in einem stark bis vollständig veränderten Zustand und weist kaum natürliche Strukturen auf. Um diese Bereiche wieder aufzuwerten, dient die Gewässertypologie als Orientierungshilfe.4 Diese charakterisiert die verschiedenen Merkmale der Fließgewässer, fasst sie anhand ihrer natürlichen Rahmenbedingungen zu „Typen“ zusammen und beschreibt in Steckbriefen ihre naturnahe Ausprägung. Diese dienen als Referenz, wie der jeweilige Gewässertyp aussehen würde, wenn er sich in einem sehr guten ökologischen Zustand befände. Es ist demnach keine Beschreibung des Ist-Zustands, sondern beschreibt lediglich den Idealzustand der Diemel. Die deutschen Fließgewässer werden in 25 Typen eingeteilt. Die Diemel lässt sich hierbei dem Gewässertyp 9 „Silikatischer, fein- bis grobmaterialreicher Mittelgebirgsfluss“ zuordnen. Charakteristisch für diesen Typ sind gestreckte bis schwach gewundene Gewässerläufe in engen Tälern und gewundene bis mäandrierende Verläufe in breiteren Tälern. Idealerweise befindet sich eine Abfolge von flachen (Riffles) und tieferen (Pools) Bereichen im Flussbett. Als Substrate sind in diesen Gewässern vorwiegend gröbere Materialien wie Steine, Schotter und Kies zu finden. Die sandigen Bereiche (Feinsediment) befinden sich hauptsächlich an den Uferbereichen. Ein gewisser Anteil an abgestorbenem Baummaterial (Totholz) ist ebenfalls typisch für diesen Gewässertyp und sorgt neben den Gesteinen für abwechslungsreiche Strukturen. Die Strömung der Mittelgebirgsflüsse sind meistens schnell und turbulent und weisen jedoch kleinräumig große Strömungsdiversitäten auf. Bedingt durch die Niederschlagsmengen kommt es zu erheblichen Abflussschwankungen, welche den Wasserstand des Flusses verändern. Durch das Hochwasser kann sich Uferstruktur dynamisch verändern. 5

Es besteht außerdem ein diverses Angebot an Lebensräumen. So werden beispielsweise die groben Steine und Blöcke an schnell überströmten, sauerstoffreichen Bereichen von dem Makrozoobenthos besiedelt. Als charakteristische Fische für die Äschen- und Bachforellenregion sind hier vor allem die Äsche, die Bachforelle, und die Groppe vorzufinden.4

Durch den Verbau der Gewässersohle, des Ufers und teilweise vorzufindenden Verrohrungen, kann sich die Diemel nicht mehr eigendynamisch entwickeln. Somit gehen die diversen Gewässerstrukturen verloren, welche wichtige Lebensräume für bedrohte Arten schaffen. Unter der Kategorie Renaturierung werden bereits durchgeführte Maßnahmen und neu geplante Maßnahmen vorgestellt, die die Diemel wieder in einen naturnahen Zustand zurückbringen und dem Artenverlust entgegenwirken sollen. Ergebnisse zu diesen Maßnahmen werden in der Kategorie Erfassungen und Auswertungen erläuert.

1 BUND (o.J.): Diemel. Ein Fluss mit viel Potential. Höxter: BUND. Abrufbar unter: https://www.bund-hoexter.de/fluesse-und-gewaesser/diemel/ zuletzt abgerufen am: 08.07.2020

2 Staatliches Umweltamt Bielefeld (o.J.): Hochwasseraktionsplan Diemel. Bestandsaufnahme. Abrufbar unter: https://www.bezreg-detmold.nrw.de/400_WirUeberUns/030_Die_Behoerde/040_Organisation/050_Abteilung_5/040_Dezernat_54/0081c-1_Hochwasser-Aktionsplan-Diemel/0081c- 1_Dokumente_Bericht/Diemel_Bericht_1_Bestandsaufnahme_bf.pdf zuletzt abgerufen am: 08.07.2020

3 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) (2015): Den Flüssen mehr Raum geben. Renaturierung von Auen in Deutschland. Berlin: BMUB.

4 Pottgiesser, Tanja (2018): Die deutsche Fließgewässertypologie. Zweite Überarbeitung der Steckbriefe der Fließgewässertypen. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt.

5 Umweltbundesamt (Hrsg.) (2014): Hydromorphologische Steckbriefe der deutschen Fließgewässertypen. Anhang 1 von „Strategien zur Optimierung von Fließgewässer-Renaturierungsmaßnahmen und ihrer Erfolgskontrolle“. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt.