Begriffsbeschreibung
Mithilfe einer Strukturkartierung wird gezeigt, wie das Material (Substrat), wie Steine und Sand im Gewässer auf dem Grund des Flusses verteilt ist. Durch die Fließrichtung und die Strömung sowie durch die Windungen des Flusses wird das Substrat unterschiedlich auf dem Flussgrund verteilt. An die unterschiedlichen Strukturen passen sich Fisch- und Makrozoobenthosarten an und wählen diese als ihren Lebensraum aus. Strukturkartierungen helfen so Rückschlüsse von der vorhandenen Struktur auf vorkommende Fischarten zu ziehen.
Methodik/Durchführung
Für die Strukturkartierung wurden hochauflösende Luftbilder verwendet. Diese wurden mithilfe eines Geoinformationssystems (QGIS) auf die Größe der verschiedenen Substratbereiche hin analysiert. Die Substrate wurden kategorisiert und abgegrenzt auf der Karte eingetragen. Die dadurch entstandene Karte stellt die Verteilung der Substrate im Flussquerprofil dar. Die Strukturklassen, welche hier als Grundlage dienen und nach denen klassifiziert wurde, lauten:
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Blöcke, große Steine [>20 cm]
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Grobschotter [12-20 cm]
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Grobschotter [5-12 cm]
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Kleinschotter, Grobkies, Mittelkies [0,5-5 cm]
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Feinkies und Sand [0,01-0,5 cm]
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Flächig auftretendes anorganisches Feinsubstrat [<0,01 cm]
Strukturgliederung eines Flusses
Durch die Windungen des Flusses und die Wasserströmung entstehen Prall- und Gleithänge, welche sich in einer Flusskurve gegenüberliegen. Die Außenseite der Flusskurve wird Prallhang genannt. Hier trifft das Wasser mit einer höheren Geschwindigkeit auf das Ufer und spült so die Erde des Ufers weg. Durch das Ausspülen wird der Prallhang steiler geformt. Übrig bleiben hier größere Steine und gröberes Substrat auf dem Grund des Flusses. Gegenüber des Prallhangs liegt, in der Innenseite der Flusskurve, der Gleithang. Hier fließt das Wasser langsamer und die zuvor abgespülte Erde lagert sich ab, weshalb der Gleithang ein flaches Ufer aufweist.1 Am Gleithang befindet sich feines Substrat wie Sand, Kies und Erde.
Verschiedene Fisch- und Makrozoobenthosarten bevorzugen unterschiedliche Substrate für ihren Lebensraum. So leben zum Beispiel Bachneunaugen gerne im Feinsubstrat. Mithilfe der durchgeführten Strukturkartierungen können nun die Ergebnisse, welche durch die Elektrobefischung ermittelt wurden, abgeglichen und mögliche Defizite in der Struktur herausgearbeitet werden.
Bewertung/Ergebnis
Bei der Diemel handelt sich es um einen silikatisch, fein- bis grobmaterialreichen Mittelgebirgsfluss. Bei diesem Flusstyp dominieren Steine und Schotter neben verschiedenen Kiesen. Zudem lagern sich in den strömungsberuhigten Bereichen Lehm und Sand ab. 2
Im Zuge der Strukturkartierung im Untersuchungsgebiet an der Diemel sind einige Defizite aufgefallen. Der Anteil der Feinsubstrate und -kiese ist sehr gering, was auch auf das Fehlen von strömungsberuhigten Bereichen zurückzuführen ist. Somit fehlen Lebensräume für Arten, die an diese Struktur angepasst sind, wie zum Beispiel das Bachneunauge.
Durch die Schaffung von strömungsärmeren Bereichen entstehen neue Lebensräume, wodurch die Artenvielfalt gefördert wird. Ziel einer Renaturierung ist es, eine möglichst hohe Strukturvielfalt zu erreichen, damit viele verschiedene Arten im Fluss leben können.
1 Vgl. hierzu: DIKAU, R.; EIBISCH, K.; EICHEL, J., MEßENZEHL, K.; SCHLUMMER-HELD, M. (2019): Geomorphologie. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg.
2 Vgl. POTTGIESSER, T. (2018): Die deutsche Fließgewässertypologie – Zweite Überarbeitung der Steckbriefe der deutschen Fließgewässertypen S.85 ff. https://www.gewaesser-bewertung.de/files/steckbriefe_fliessgewaessertypen_dez2018.pdf